Produktinformation
Taschenbuch
Erscheinungsdatum: 4. Aufl. 2014
Sprache: Deutsch
Seiten: 180
125 farbige Abbildungen
ISBN-10: 3000280030
Anfang 2016 erschien das Buch im neu aufgelegtem Design unter dem Titel "Mein Malta Buch". Das Kunstband im Hardcover-Einband enthält jetzt gemalte Bilder anstelle der Fotos und Gedichte. Das Buch ist zum Preis von 21,90 € in Ankes Coppee Shop & online in Ankes Malta Shop erhältlich.
Text-Auszug aus dem Kapitel 8. September:
Wir lachen, und dann kommen die Männer auf die Idee, mich auf ein Glas Wein in ihre Hütte einzuladen. "Home-made-wine, it's the best!", verkündet der Älteste stolz. Ich bin skeptisch, denn ich kenne den selbst gemachten Wein nur allzu gut: Entweder ist er extrem stark und man ist nach zwei Gläsern betrunken, oder er schmeckt nach Essig und in der Flasche findet man Erdkrümel und Traubenschalen. Aber ich will die Fischer nicht beleidigen und komme mit in die alte Hütte, die in den Fels gehauen wurde. Meine Befürchtung bestätigt sich: Eine Flasche mit einer trüben Flüssigkeit steht vor mir auf dem Tisch, und man schenkt in große Gläser ein: "Cheers!"
Wir trinken diesen unfertigen Wein und plaudern. "Dom Mintoff hätte diesen Gurt im Auto jedenfalls nicht eingeführt", dessen scheinen sich die vier Männer einig zu sein. Die vier sind eingefleischte Labour-Wähler und wütend darüber, dass die Blauen so lange an der Macht waren und so viele neue Gesetze dieser Art eingeführt haben. Allerdings war Dom Mintoff, der berühmt-berüchtigte Politiker Maltas, auch sehr lange Premierminister. Heute ist er ein alter Mann. In den fünfziger Jahren wurde seine Partei gewählt, und auch von 1971-84 regierte er das Land. Dom Mintoff strebte damals die völlige Unabhängigkeit von allen Machtblöcken an, unterhielt aber starke Verbindungen zur arabischen Welt und Osteuropa. Er wagte es sogar, sich mit der Kirche anzulegen: Bis 1983 gehörte ein Drittel des maltesischen Grundbesitzes der Kirche, und dann kam es zur Enteignung durch Mintoff. Schon früher nahm er der Geistlichkeit einen Teil der Macht und befreite Malta somit von einer Sitte, die der katholischen Kirche das Recht gab zu entscheiden, wer ein anständiges Begräbnis erhielt oder auf dem Müllplatz begraben wurde.
"Es lebe die Labour-Partei", rufen die Männer, die sich noch sehr über den Regierungswechsel freuen, auch, wenn sich die Labour-Partei sehr geändert haben soll. Erneut wird eingeschenkt, aber mir wird schon ein bisschen schlecht. Als ich sage, dass ich jetzt gehen will, weil ich langsam betrunken werde und noch das Auto lenken muss, lacht einer der Männer und sagt: "Don't worry! The world is fine as seen through wine!"
In meinem Apartment zufrieden lächelnd auf dem Bett liegend, fällt mir ein, diesen Spruch früher einmal auf einer käuflichen Weinflasche gelesen zu haben. Ich schlafe ein. The world is fine...